Eintrag nach „Überreaktion“?
Kritische Stadträte aus Knittlingen haben angeblich Kopien der Vermerke über „Knöllchen-Affäre“ 

KNITTLINGEN. Das Rätselraten um die Vermerke im Dienstbuch des Vollzugsbediensteten über die „Knöllchen-Praxis“ in Knittlingen ist vermutlich beendet. „Überreaktionen“ des Mitarbeiters sollen dazu geführt haben.

Die Stadträte Lothar Frick (CDU) und Helmut Begero (SPD) hatten am Dienstagabend im Gemeinderat den Stein ins Rollen gebracht (die PZ berichtete aktuell). Gestern Abend veröffentlichte Hauptamtsleiter Rainer Gutöhrlein zu diesem Thema eine Presseerklärung. Danach sollen „einige Überreaktionen“ des Mitarbeiters im Januar zu einem Dienstgespräch über die Verhängung von Bußgeldern geführt haben. Auch dem Bürgermeister seien einige Fälle bekannt geworden. Deshalb habe er Amtsleiter Gutöhrlein gebeten, mit dem Mitarbeiter ein Gespräch zur Abstellung der Missstände zu führen. Über dieses Gespräch habe der Mitarbeiter im Dienstbuch unter dem Datum 24. Januar 2005 Aufzeichnungen gemacht. Das zitierte Dienstgespräch sei „auch auf Weisung des Bürgermeisters zustande gekommen“, so die schriftliche Erklärung. Der Schwerpunkt des Mitarbeiters sei dann in den Außenbereich verlegt worden, um stärker gegen wilde Müllablagerungen und baurechtliche Verstöße vorzugehen. Am 12. April sei dann wieder die „verkehrliche Überwachung der Innenstadt von Knittlingen“ zum Schwerpunkt seiner dienstlichen Tätigkeit geworden. Rainer Gutöhrlein betonte, er sehe keine Veranlassung, an diesem Einsatz etwas zu ändern. Außerdem versuchte Bürgermeister-Stellvertreter Walter Fink („Es werden weiterhin Knöllchen verteilt“), der für das für drei Wochen in Urlaub gereiste Stadtoberhaupt Heinz-Peter Hopp die Geschäfte führt, die Spekulationen einzudämmen.

Ohne politischen Hintergrund

Die Vorgänge im Rathaus von Knittlingen hätten rein administrativen Charakter. „Das hat überhaupt keinen politischen Hintergrund“, sagte Gutöhrlein zur PZ. Die Zeit der „Knöllchen-Amnestie“ in Knittlingen war damit beendet. Bürgermeister-Vize Fink (CDU) drängte auf eine umfassende Darstellung des Sachverhalts in der nächsten Sitzung des Stadtparlaments am 26. Juli.

SPD-Fraktionschef Helmut Begero verlangte von der Stadtverwaltung, in dieser Frage „die Karten auf den Tisch zu legen“. Er wisse, dass einige Stadträte von Knittlingen über Kopien dieser Einträge verfügten. Außerdem habe er davor gewarnt, den betroffenen Ordnungsbeamten wegen der Debatte um die Inhalte seines Dienstbuchs unter Druck zu setzen. Nach den Beratungen des Gemeinderats habe ihm gegenüber eine Zuhörerin den Sachverhalt um die „Knöllchen-Affäre“ bestätigt. CDU-Stadtrat Lothar Frick wurde ebenfalls ungeduldig. Vor ihm hätten schon andere Stadträte auch aus seiner Fraktion die Frage nach dem ominösen Vermerk gestellt, aber nie eine klärende Antwort erhalten.

Er sei im Besitz einer Kopie des ersten Eintrags, dürfe diese aber nicht öffentlich verbreiten. Immerhin schrieb er am Abend einen Hinweis an die Fraktionschefs im Gemeinderat, dass er im Besitz einer Kopie des Vermerks sei. Nach dem Wortlaut der ersten Anordnung sollte es „ab sofort keine mündlichen oder entgeltlichen Verwarnungen im ruhenden Verkehr bis auf weiteres, auch in den Stadtteilen“ mehr geben (siehe auch die Erklärung von Rainer Gutöhrlein).

PZ-Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 07.07.2005.


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